Guido Schüllner Der Keltisch Kalender von Coligny entschlüsselt

Mondlauf und Mondwenden




Der Mond ist eine ausgeglühte tote Steinkugel, die die Erde umkreist. Er erhält sein Licht von der Sonne. Die sonnenzugewandte Seite der Mondkugel wird beleuchtet, die sonnenabgewandte Seite liegt im Dunkeln. Seine sichtbare Größe und Gestalt ändert sich ständig, weil er uns, bedingt durch seinen Umlauf um die Erde, mehr oder weniger seiner beleuchteten Hälfte zeigt.

Wenn wir ihn als Vollmond sehen, steht er der Sonne gegenüber. Die Winkelspanne zwischen Sonne und Mond beträgt dann 180°. Der Halbmond hat eine Winkelspanne von 90° zur Sonne, die schmale Mondsichel kurz vor oder nach Neumond ca. 30°. Der Mond zeigt uns damit den Ort der Sonne an und hilft uns die Sonnenposition abzuschätzen, auch wenn diese unter dem Horizont steht.

Der Mond wandert ähnlich wie die Sonne täglich von Ost über Süd nach West über den Himmel. Jedoch durchläuft er den gesamten Pendelbogen aller Auf- und Untergangsorte, den die Sonne halbjährlich zwischen den zwei Sonnenwenden abschreitet, bereits halbmonatlich zwischen den Extremständen der sogenannten Mondwenden. Die Mondwendeorte liegen in der Nähe der Sonnenwendeorte, jedoch verändern sie sich systematisch über einen Zeitraum von 18,61 Jahren. In manchen Jahren übertrifft der Mond in seinem nördlichsten Aufgang den Ort des Mittsommeraufgangs um bis zu 10° nach Norden und im südlichsten Aufgang den Ort des Mittwinteraufgangs um die entsprechende Spanne nach Süden. Sein Pendelbogen übertrifft dann den Pendelbogen der Sonnenaufgänge deutlich und man spricht von den Großen Mondwenden. In anderen Jahren jedoch erreicht er die Wendemarken der Sonne in seinem monatlichen Wendezyklus nicht. Dann ist sein Pendelbogen kleiner als der der Sonne und man spricht von den Kleinen Mondwenden.



Bild oben: Jährlicher Pendelbogen der Sonne (rot) bei senkrechter Ansicht auf den Horizontkreis


Bild oben: Monatliche Pendelbögen des Mondes während der großen

Mondwende (dunkelblau) und während der Kleinen Mondwende (hellblau).

Der Grund für diese zyklische Veränderlichkeit seines Pendelbogens ist in der Neigung der Mondbahnebene gegen die Ebene des Erdumlaufs um die Sonne zu finden. Die Mondbahnebene und die Erdbahnebene sind ca. 5° gegeneinander geneigt. Die Zeichnung verdeutlicht, dass der Mond deshalb manchmal senkrecht auf Erdorte scheint, die um 5 Breitengrade weiter nördlich liegen als die nördlichsten Erdorte mit senkrechtem Sonneneinfall.

Von der Erde aus betrachtet erscheint dann der Mond in einem größeren Abstand von der Äquatorialebene als ihn die Sonne je erreichen kann. Das hat einen Aufgangsorte zur Folge, der nördlicher als der Mittsommeraufgangsort der Sonne liegt



Die Mondbahnebene ist ca. 5° gegen die Ebene des Erdumlaufs um die Sonne geneigt. Deshalb kann der Mond um 5° höher am Himmel stehen als die Mittsommersonne.

Ähnlich wie die Mittsommersonne verhält sich aber auch der Wintervollmond. Als Vollmond steht er der tief stehenden Wintersonne gegenüber und so nimmt er die gleiche Stelle am Himmel ein, wie die hoch stehende Sonne zur Mittsommerzeit. Wenn der Wintervollmond exakt auf der Bahn der Mittsommersonne läuft und damit der Sonne genau gegenübersteht, kommt es zu einer Mondfinsternis, weil er dann in den Erdschatten läuft, der - wie bei allen Schatten üblich - immer in die Gegenrichtung zur Lichtquelle zeigt. In dem Fall geht der Wintervollmond genau an der Stelle der Mittsommersonne auf. Eine Sonnenwendpeilung wie z.B. in Stonehenge kann also auch für die Untersuchung des Aufgangsortes des Wintervollmondes verwendet werden.

http://sternwarte-recklinghausen.de/astronomie/astronomie-im-alten-europa/